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München - Die Entdeckung der Isar-Metropole in 20 Stunden

Tag I - Auf Tuchfühlung mit DER Bayern Metropole schlechthin

Blu & das Landgericht München I
Blu & das Neue Rathaus auf dem Marienplatz
Blu & die Peterskirche
Blu & die Bayerische Staatsoper
Blu & die Eisbachwelle

Die heutige Abfahrt ist auf 04:58Uhr terminiert, das ist früh, aber ich finde einen geeigneten Parkplatz am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Exy, ich hoffe, du stehst in 20 Stunden immer noch an selben Ort & Stelle. Ich bin viel zu früh & drehe so meine Runden, es ist wenig los, die S-Bahnen kommen so langsam in den Takt. Der Düsseldorfer Hauptbahnhof ist schon hässlich. Als ich vor 9 Jahren das erste Mal hier stand, gab es noch diese alten Anzeiger, die gedreht wurden. Ich werde nie vergessen, dass mich das schockiert hat. In meinem Sommeroutfit gebe ich ein komisches Bild ab, ein seltsames Trio beobachtet mich misstrauisch. Der Komfort Check-In funktioniert wieder nicht, in Köln Messe/Deutz steigen zwei wahnsinnig rücksichtslose Mädels ein, die sich auch noch als muffelig erweisen. Sie verschlafen die meiste Zeit, immerhin sind sie stille Stinker. In FFM wecken mich die Business People & die Skyline ist gefärbt von der aufgehenden Sonne. Offenbach, hässlich. Würzburg, ich erkenne dich an deinen Weinbergen. Nürnberg ist Grundig-Stadt, fällt gar nicht auf, der kilometerlange Komplex. Das nun folgende Land, sanfte Hügel, Orte mit Kirchen, die meiner Vorstellung entsprechen. München kommt in Sicht & dann sind wir plötzlich am Hauptbahnhof.

Ein Kopfbahnhof. Viele Menschen strömen mir entgegen, ich warte die Lemminge ab & sehe mich um. Grundig Werbung, wie in Hamburg. Ansonsten empfinde ich den Hauptbahnhof als reichlich enttäuschend, alt & hässlich. Nur die Ess-Meile macht einen exquisiten Eindruck - was nicht so wirklich zusammenpasst. Gibt's hier keinen Haupteingang? Wegweiser? Muss ich jetzt echt Google Maps fragen? Ich nehme natürlich den falschen Ausgang & umrunde den Bahnhof. Eine reine Baustelle. Die alte Eingangs-halle aus den 70ern wird kernsaniert (daher nur Seiteneingänge), es ist aber auch potthässliches Teil. Stadtrundfahrten - ich gehe zu Fuß. Erst einmal weg von der Hauptmarschrichtung, zum alten botanischen Garten, auf die Penner-Meile. Um halb elf kann man schon mal Bier trinken & die Zeitung studieren oder halbnackt mit den Kumpels Bank-Sonnenbaden. Das erste architektonische Highlight ist das Oberlandes- bzw. Landgericht sowie die zwei Politessen bzw. die Politesse mit ihrem männlichen Begleiter - wie nennt man den denn dann? Der Neptunbrunnen & die Blumen geben ordentlich was her, die Stadtratten (Tauben) weniger.

Der Alte Botanische Garten wird von der Stadt durch ein Eingangsportal abgegrenzt, meine Motivwahl findet Nachahmer. Bis jetzt erscheint mir die Stadt laut, eine riesige Baustelle, hin & wieder riecht es komisch. Das Fußgängerampelsystem & ich werden keine Freunde mehr, zumindest nicht am Lenbachplatz. Der Wittelsbacher Brunnen sieht hübsch aus, genauso die Fassade von Merck Finck. Ich muss mich mit dem Radweg arrangieren (in rot gibt's die hier nämlich nicht) & will gerade das Foto davon machen, da geht die Automatiktür auf - echt jetzt? In der Sonne ist's gut warm, ich arbeite mich Richtung Fußgängerzone vor. Viel Polizeipräsenz. Ich lasse den Karlsplatz außer Acht (später sehe ich von der Tram aus, wieso da so ein seltsam anmutendes Tor steht). Ich mag die Stadthäuser, kaufe bei einem der Stände Bodensee-Kirschen - naja, die Witzenhäuser Kirschen schmecken besser. Viel los hier. Die Bepflanzung gefällt mir, sie passt zwar nicht ganz ins Bild der Münchner Shopping-Meile, aber sie ist bunt & lebendig, das ist ziemlich cool. Der Augustiner Brau-Ausschank ist bereits gut gefüllt.

Die dominierende Kirche in der Altstadt trägt den Namen St. Michael, namentlich erinnert sie an den Hamburger Michel, aber der Erzengel ist kleiner & alles andere auch. Von innen kann sie sich dagegen wirklich sehen lassen & ist übrigens auch weiß, was wohl am Baustil liegt - Barock mit Renaissance-Überresten. 1€ pro Kerze finde ich übertrieben, zu sehr dem Touris angepasst. Am sitzenden Keiler & dem Fisch (repräsentativ für das Deutsche Jagd- & Fischereimuseum) biege ich links ab, das grüne Gebäude sieht gut aus, so gebogen - es ist das Polizeipräsidium. Die Augustinerstraße führt zum Frauenplatz, benannt nach der Frauenkirche, wie ich später lerne, dem Münchner Dom, ich muss wohl wiederkommen, weil den habe ich ausgelassen. Das Wasserspiel davor finde ich nämlich viel interessanter. Außerdem ist einer der beiden so berühmten Türme der Frauenkirche eingetütet (was ist in einer Stadt mal nicht Baustelle?). Ich gehe zurück zur Fußgängerzone, die liebevoll bepflanzten Fassaden geben echt was her, lasse mich treiben & schaue einfach nur.

Und dann stehe ich etwas unerwartet auf dem Marienplatz, eine Menschenmenge, das Glockenspiel. Ich bin wirklich etwas beeindruckt von dem Neuen Rathaus, es sieht großartig aus & erinnert mich sofort an Le Grand Place in Brüssel. Die Ähnlichkeit auf den ersten Blick ist verblüffend & die kommt nicht von ungefähr. Während das Brüsseler Rathaus 1455 vollendet wurde & nach diversen Schäden 1706 erneuert wurde, wurde das Münchner Rathaus Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, mit einer Bauzeit von über 40 Jahren, da man bereits vor Fertigstellung des Baus feststellte, dass er nicht ausreichte & direkt Erweiterungsbauten umgesetzt wurden. Ein Student gewann damals den Architektenwettbewerb, er nahm sich die Rathäuser Brüssels & Wiens zum Vorbild. Auch wenn sich die Ähnlichkeit auf dem ersten Blick nicht abstreiten lässt, unterscheiden sich die Bauten doch in den Details.

Aber zurück zu der Menschenmenge, wie viele Menschen einfach den Turm anstarren & mit ihrem Handy filmen. Ob die Café-Besucher nur deshalb eines der wahrscheinlich teuersten Cafés Münchens besuchen? Aber schon zehn Minuten später ist das Glockenspiel vorbei & die Masse verläuft sich. Es ist mehr als schwierig, den Bau aufgrund der Enge des Platzes (eine weitere Parallele zu Brüssel & dem Grote Markt) zu fotografieren, die Detailansichten sind da schon einfacher. Schon hübsch mit den Blumen, dem blauen Himmel & der einzigartigen Farbe des Gesteins. Man kann auf den Turm fahren, aber in der Touri-Info ist so viel los, zudem finde ich es unverschämt, 50 Cent für ein Faltblättchen mit Stadtplan zu verlangen. Also befrage ich Google Maps nach alternativen Möglichkeiten, vom Alten Peter hat man wohl eine mindestens genauso gute Aussicht.

Alter Peter wird die älteste erwähnte Pfarrkirche Münchens genannt, die Peterskirche. Sie steht auf dem Petersbergl, der einzig nennenswerten Erhebung der Altstadt Münchens. Sie wirkt unscheinbar, von innen ist sie dafür stark beeindruckend, ebenfalls barocke Gestaltung, die Wand- bzw. Deckenmalerei ist unglaublich - wie kann man denn eigentlich über Kopf zu solch künstlerischen Meisterwerken fähig sein? Ans Grüß Gott gewöhne ich mich wohl so schnell nicht. Der Aufstieg zum Turm ist mit 3€ Standard, die 300 engen Stufen auch. In solchen Situationen wären Schließfächer für Rucksäcke Alleinreisender ganz praktisch. Die Plattform ist natürlich ebenfalls eng, aber es lohnt sich, so sehr, die Blick aufs Rathaus, den Dom & die ganze Stadt ist einen Besuch wert. Die Sicht in die Ferne ist heute nicht so gut, aber man die Umrisse der Berge erahnen, ich liebe den Moment, wenn einem dann klar wird, wie riesig sie eigentlich sind. Runter geht's übrigens wie immer sehr schnell. Ich möchte den netten Mann an der Kasse eigentlich noch fragen, wie viele hier jeden Tag hochstiefeln, ich lasse es aber & gehe weiter. Eine kurze Pause am holländischen Käseladen, das sind echt viele Käseleibe. Noch ein Blick aufs Rathaus, einen auf die Heiliggeistkirche, dann biege ich ab zum Viktualienmarkt.

Zwangsweise denke ich über Essen nach, denn das bietet der Viktualienmarkt im Überschuss. Unterhalb des Petersplatzes reiht sich ein Metzger an den anderen, Fleischkäsesemmel sind nicht teuer. Ich wähle den, der auch Fleischpflanzerl im Angebot hat, ich muss grinsen & an den Münchner vor einigen Jahren denken. Die Dame ist sehr freundlich, hier kommt die typisch bayrische Art. Ich lasse mich an der Heiliggeistkirche nieder & beobachte das Geschehen um mich herum. Es ist schwierig, die "richtigen" Münchner herauszufiltern, sie sind tagsüber sicher in der Unterzahl im Vergleich zu den Touris. Mir gegenüber hockt wohl einer, er telefoniert, es scheint ernst zu sein, er spielt am Boden mit Steinchen & Blättern. Jemand verteilt Müll & Flaschen auf die abgestellten Räder an der Hausecke, was würde ich blöd schauen, wenn eine leere Flasche in meinem Getränkehalter stecken würde, eine Bierflasche wohlgemerkt. Einer nutzt die Telefonzelle, ich habe noch nie jemanden eine benutzen sehen. Beim 2. Wahl-Anlauf klappt es. Kurios. Ein Koch mit zwei seiner Kumpels sitzt auf der Rückseite einer der Buden, sie unterhalten sich lebhaft - der hatte sechs Wodka-Pullen dabei, sechs! Und die waren schon gut dabei! Okay. Eine alte Dame mit alten Hund geht vorbei, der Hund pinkelt direkt hinter einem der Drei, der springt auf & sieht nur den Hund an, sagt aber nix, die Dame schaut ihn an & zieht seelenruhig weiter. Ich habe Freude daran, den Leuten zuzusehen, woher sie kommen & wohin sie wohl gehen, was sie in diesem kurzen Moment, den wir uns begegnen, machen oder gar denken. Eine Familie sucht einen Platz zum Sitzen, ich gebe meinen Platz an sie weiter. Mit Sicherheit Touristen. Bin ich denn auch Tourist? Was macht einen Touristen eigentlich aus? Ich glaube, ich bleibe eher beim Streuner.

Und das tue ich jetzt über den Viktualienmarkt. Gefühlt gibt es hier alles, was das Herz begehrt. Der Biergarten in der Mitte erinnert mich an die Paulaner-Werbung & ganz so weit hergeholt ist's jedenfalls nicht. Inzwischen ist es gut warm, ich arbeite mich Richtung Isartor vor. Globetrotter ist wenigstens einen WC Besuch wert. Kreuz & quer schlängle ich mich zurück Richtung Marienplatz, dabei passiere ich das ein oder andere nette Haus, irre am Alten Hof umher & lande schließlich am Platzl.

Da steht das Hofbräuhaus München, DAS Hofbräuhaus. Die Legende, selbst Google Maps bezeichnet es legendär. Drinnen scheint gut was los zu sein, Musik ist zu hören. Ich stelle mir schunkelnde Rentner vor. Oder noch schlimmer, Asiaten mit Maß Bieren, die für Bilder posieren. Direkt neben dem HB München gibt's alles, was das Schubeck-Herz begehrt, als wenn das Viertel ihm gehöre. Ich irre so durch die Straßen, statt einem grünen Marienhofes ist alles eine riesige Baustelle, schnell weg hier. Die Münchner Residenz tritt auf den Plan & irgendwie bin ich etwas enttäuscht, ich hatte sie mir doch etwas prachtvoller vorgestellt. Die Bayerische Staatsoper macht dagegen eine ganz gute Figur, der Max-Joseph-Platz aber leider auch nicht. Natürlich muss der Sightseeing-Bus vor der Oper halten, wenn ich sie gerade fotografieren möchte. Naja, irgendwie gehört er ja auch zum Stadtbild. Ich beschaue mir noch den Innenhof der Residenz, reingehen tue ich ganz sicher nicht.

Als nächstes (& letztes) kommt der Odeonsplatz mit der Feldherrnhalle & Theatinerkirche, die mit der ziemlich herausstechenden Farbe. Aber gerade ist gefühlt ein Mob unterwegs, es ist warm, ich habe keine Lust mehr, mir reicht das Touri-Programm für heute. Ich will nur noch zum Englischen Garten. Als erstes muss ich aber noch den anderen Garten abklappern, den Hofgarten. Hier ist Schatten & darin liegen so einige Menschen. Ich reiße mich zusammen & versuche die Residenz (das ist die eigentliche Hauptseite & die sieht schon eher einer Residenz würdig aus) fotogen zu machen. Die Sonne steht ungünstig für den Diana-Tempel, so richtig gut wird es nicht. Die Bayerische Staatskanzlei mit dem davorliegenden Kriegerdenkmal sieht schon besser aus. Dann mache ich mich aber auch endlich auf zum Englischen Garten, ich brauche wirklich eine Pause, zu viele Eindrücke. Aber erst will ich die Attraktion schlechthin sehen, also im Schnelldurchgang Richtung Eisbach. Vorbei an jede Menge Sonnenanbetern, Radfahrern (gut, die fahren streng genommen an mir vorbei) & dem Teehaus im Schwabinger Bach. Wasservögel gibt's hier genügend. Am Eisbach wird gebadet, aber Junge, was hat das Ding denn für eine Strömung? Und dann bin ich endlich da, an eine der Münchner Attraktionen, an der Eisbachwelle, bei den Surfern.

Surfer. Klingt surreal, aber wahr. Wir sind hier zwar nicht in Kalifornien, es fühlt sicher aber trotzdem ein bisschen so an. Dieses einzigartige Schauspiel schaue ich mir über eine Stunde aus verschiedenen Blickwinkeln an, es ist so faszinierend. Eine einzige Welle macht Jungs vom Teenager bis zum schon lange Erwachsenen jede Menge Spaß. Und den Zuschauern auch. Ich beneide sie, in dem Wasser wäre ich auch gerne. Das Rauschen vom Eisbach & das Mitfiebern lässt mich die Zeit völlig vergessen. Einige von den Jungs sind echt Pros, einer ist ganz schön waghalsig unterwegs, hin & wieder entlockt er dem Publikum eine Reaktion. Oder macht sie nass, im wahrsten Sinne des Wortes. Selbst Mädels machen mit, die haben auf jeden Fall Selbstbewusstsein & sind gar nicht so schlecht. Irgendwie ist das hier ein Stück Lebensgefühl, ich kann es nicht in Worte fassen. Eigentlich völlig deplatziert, aber doch so passend. Es ist mir mehr Bilder als üblich wert & die versetzen zumindest mich nur vom Anschauen an dieses Örtchen, im Sommer, bei angenehmen 28 Grad, die Welle rauscht & man schaut den Surfern zu...

Extra - Die Eisbach-Surfer

Irgendwann wird mir warm, die Beine & Füße schlafen ein, schweren Herzens breche ich auf. Im weiteren Verlauf des Eisbaches gibt es immer wieder ein paar Sonnenanbeter, doch dann sehe ich etwas, was es so wahrscheinlich in keiner anderen Stadt gibt. Man geht hier nicht einfach nur im Eisbach baden. Der Eisbach ist quasi eine Wildwasserbahn, man schwimmt nicht, man lässt sich von der Strömung mitziehen. Wie endscool ist das denn bitte? Die Surfer sind ja schon mega gut, aber das hier toppt alles. Ich sterbe vor Neid. Zumal das nicht nur ein paar verrückte Kidz machen, sondern alle, von Kindern bis zu Rentnern & völlig egal, ob das eigentlich erlaubt ist. Das macht man halt so. An den Brücken hält man sich fest, so lange man kann. Oder versucht, Passanten nass zu machen. Die ganz Tollkühnen überwinden sogar noch die Stromschnellen bei der kleine Eisbachwelle, die Dianabadschwelle. Hier surfen die Anfänger & ruhigeren Vertreter in Einklang mit den Wildwasserbahn-Junkies. Ich finde keine passenden Worte dafür, ich weiß nur, ich stehe kurz davor, mir einen Bikini zu kaufen & mitzumachen. Ehrlich gesagt, das hätte ich in München echt nicht erwartet. Wow.

Darauf erst einmal ein Eis & einen Milchshake aus der bayerischen Eismanufaktur an der Paradiesstraße. Wie passend. Ich beschließe, mit der Bahn ins Hotel zu fahren & jetzt noch eine Runde durch den Park zu drehen. Englisch ist hier erst einmal eigentlich gar nichts, ich würde ihn eher Stadtwald nennen. Er ist DAS Naherholungsgebiet Münchens. Hier sportelt man, führt seine Hunde oder sein Rad aus, spielt Fuß- oder Volleyball, betet die Sonne an, trinkt, raucht, lebt. Letzteres ist so spürbar. Ich glaube, das hier schlägt sogar das Hamburger Lebensgefühl. Aber bisher nur hier. Alles andere ist einfach krass überlaufen. Und riecht oft seltsam.

Ich spaziere so Richtung See, der einen Namen trägt, der seinesgleichen sucht, Kleinhesseloher See. Die Sonne blitzt so durch die Blätter, das sieht toll aus. Es ist schon spät, kurz nach 8, der Tag bald vorbei. Am See gibt's beliebte Biergärten. Eine Dame lässt mich schmunzeln, sie fährt MTB & trägt Stöckelschuhe, Hut ab. Wer ko, der ko - fällt mir dazu ein. Nein, ich benötige kein Fahrradtaxi, ich gehe lieber selbst. Ein Radler muss sein, das macht man hier so, auch wenn sie wohl eher Helles bevorzugen. Die Surfer an der kleinen Welle sind mehr geworden, für ihre (meist MTB) Räder gibt's extra Halter, ich finde es klasse. Aber ich muss los. Schade. Die Bahn kommt, entweder zu spät oder zu früh, aber mir kann das ja egal sein. Ein paar Badegäste fahren auch eine Station mit, so manch einer sieht sie schief an, dabei sollten sie ja kein seltener Anblick sein. Wer weiß, wie oft sie heute schon zurückgelaufen sind. Ob sie des Schwarzfahrens bezichtigt werden? Mein Gott, fährt die S-Bahn Kurven, S-Kurven. Unterwegs kann ich rekonstruieren, wo ich war & was ich verpasst habe. Ich steige am Hauptbahnhof um, kann die Bahn sich jetzt mal entscheiden, wo sie hinfährt & das auch so anzeigen? Hier steht ein Nicht-Ortskundiger! Olympiapark West, leider habe ich keine Zeit für den Namensgeber meiner Haltestelle, ich schleppe mich zum Hotel & nehme sogar den Aufzug in die 4. Etage, einfach nur froh, angekommen zu sein. Das Stativ habe ich wohl umsonst mitgenommen, aber ich wüsste auch nicht, was ich abends bzw. nachts fotografieren sollte. Ganz abgesehen davon bin ich platt. Mein übrig gebliebener Schokoriegel hat mehrmals die Aggregatzustände gewechselt, ist aber noch essbar. Endlich die Augen zu machen, die laute Straße ist egal. Die Kidz draußen & drinnen aber nicht, genauso wenig wie die knallenden & quietschenden Türen. Das wird keine geruhsame Nacht, aber mit Kopfhörern & ARD Deutschlandradio (das typische Nachtprogramm) wird das schon, ich werde nicht daran sterben.

Tag II - DIE Bayern Metropole abseits des Zentrums

Tag II - (Immer noch) DIE Bayern Metropole abseits des Zentrums

Blu & Schloss Nymphenburg
Blu & die Isar

Nach der wenig erholsamen Nacht geht die Sonne über der Schnellstraße auf & der zweite Tag beginnt. Abstieg zum Frühstück, das hat ein bisschen Jugendherbergsstyle, aber es ist genügend Auswahl & vor allem schmeckt's. Ein paar schon ältere Menschen sitzen hier, von meinen Schlaflos-durch-die-Nacht-Kids ist nix zu sehen. Gegen halb neun checke ich aus & ziehe los, durch ein Wohngebiet, vorbei an einem Abenteuerspielplatz & ein paar exquisiten Häusern. Viele Autos stehen an den Straßen, wahrscheinlich nimmt man hier eher das Rad. Geht auch schneller. Läufer sind unterwegs, hier geht man wohl später arbeiten, denn das sind eindeutig keine Studis oder Arbeitslose. Ein bisschen hipsterartig. Der Wasserlauf zum Schloss liegt still da, er ist dreckig, ja, riecht komisch & sieht insgesamt wenig einladend aus. Neben diversen Bierpullen liegt da ein Fahrrad drin, daneben machen sie Yoga. Oder Pilates. Oder was weiß ich. Ein weiter Weg bis zum Schloss. Das Wetter lässt aus Fotografensicht zu Wünschen übrig, ein quasi weiß-grauer Himmel. Immer noch viele Läufer. Die nördliche Auffahrtsallee bietet die hübscheren Häuser bzw. Villen. Ich möchte nicht wissen, was das hier kostet. Wie kann man das wohl finanziell stemmen? Und wie findet man hier eigentlich einen Parkplatz? Kein Wunder, dass sie das Auto lieber stehen lassen. Städter-Probleme. Bis zum Schloss zieht es sich. Im Kanal leben ein paar dicke Fische, kann mir nicht vorstellen, dass es sich hier um einen gesunden Lebensraum handelt. Um einen Blick von beiden Seiten der Ludwig-Ferdinand-Brücke zu bekommen, nehme ich es mit der Ampelschaltung auf, die wirklich grausam ist. Endlich bin ich da, wo ich hinwollte & arbeite mich zum Schloss vor. Und das ist mal riesig, sein Ausmaß mit einem Blick gar nicht auszumachen, vor allem, wenn man noch das Schlossrondell dazu nimmt.

Es ist eine symmetrische Meisterleistung, sehr schön anzusehen. Auch wenn die Gebäude selbst jetzt nicht super spektakulär sind. Es ist wohl eines der größten Königsschlösser Europas, die Spannweite übertrifft sogar Versailles. Auf mich wirkt es wie das typische Lustschloss mit zugegeben riesigen Schlosspark - korrekt ist, es war die Sommerresidenz der Wittelsbacher & sie besitzen immer noch Wohnrecht in einigen Gebäuden. Der vordere Teil des Parks ist so strukturiert, wie man es kennt, mit den bekannten weißen Figuren, symmetrischen Hecken & Rasenflächen (schön englisch-grün), aufs Schloss zulaufendes Wasser inkl. Fontänen - das Übliche halt. Viel mehr interessiert mich der "wilde" Teil des Schlossparks, darüber habe ich mal gelesen, u.a. über die Käuze. Sie hier & heute zu sehen, erwarte ich nicht, ich mag nur einen Eindruck gewinnen & mir die kleinen Parkburgen ansehen. Gibt es hier eigentlich Wild? Zumindest Wildgatter. Man merkt schnell, dass hier nicht Tag & Nacht Landschaftspfleger im Einsatz sein müssen. Der ganze Park ist von Kanälen durchzogen, der Wald groß & dicht, wenig offene Flächen. Als erstes erreiche ich den Kronprinzengarten mit seinem Pavillon & dem Vorbau, das Hexenhäuschen. Ob das Holt mal bemalt war? Es sieht zumindest so aus. Im klaren Wasser des kleinen Baches huschen kleine Fische umher. Wenig später folgt die Amalienburg, die mich ans Benrather Schloss erinnert. Rosa war scheinbar mal in Mode. Ich versuche, ein bisschen durch die Fenster zu spähen & hoffe, dass keiner der Innenstehenden mich dabei beobachtet hat.

Beim "Dörfchen" bin ich etwas irritiert, es wirkt surreal, gerade das Grüne Brunnhaus - die Fenster offen, Bettwäsche hängt zum Lüften raus. Ich bin mir unsicher, ob hier tatsächlich jemand wohnt oder das Schau ist. Da ich aber keine Privatsphäre verletzen will, verzichte ich darauf, es genauer herauszufinden. Einige gehen hier spazieren, mit Hund, Kind oder Kegel, Senioren. Touristen erkennt man eigentlich sofort, sie haben es immer eilig. Auf der anderen Seite des Kanals steht etwas Hellbraunes, ein Hund? Es hebt den Kopf, ein Reh. Wir staunen uns gegenseitig an, bevor es fast leichtfüßig davonschwebt. War das jetzt ein Einzelfall oder gibt's hier noch mehr Wild? Wenn es nicht vor zig Jahren ausgesetzt wurde, wie kommt es dann hier hin? Der Badenburger See kommt in Sicht, davor eine hübsche Brücke mit einem urig-alten Baum. Eigentlich möchte ich die Brücke mit dem Baum fotografieren, aber ein paar Passanten bleiben stehen. Kurz davor hat jemand seinem Begleiter von Kasimir, dem Kauz, erzählt, aber er hätte ihn schon ewig nicht mehr gesehen. Ich muss schmunzeln, hier wäre er also irgendwo. Geduldig warte ich darauf, dass die Leute weitergehen, aber dann entdecken sie den Waldkauz & mit ihrer Hilfe schließlich auch ich. Das ist doch wieder Karma. Keine Ahnung, wo sein Kopf ist, seine Füße kann man sehen & seinen Schnabel auch, scheinbar schläft er. Seelenruhig, völlig unbeeindruckt von uns. Die ältere Dame mit den zwei Herren ist interessiert an meinen Fotos, ich zeige ihnen den Kauz in der Detailansicht, das freut sie. Ich vermute, das sind Münchener. Wenig später fragen sie mich, ob ich das beruflich mache - die Standardantwort: Leider nein. Sie verstehen aber, dass man einen anderen Blick auf die Dinge bekommt. Höflich sind sie, irgendwie liebenswert.

Der Badenbugrer See, der größere der beiden Parkseen, ist nicht spektakulär, aber inzwischen lockert der Himmel auf. Links liegt die Badenburg - das erste große Bauwerk in Europa, welches ausschließlich den Zweck erfüllen sollte, dass man ein komfortables Bad genießen kann. Daher anscheinend auch der Name. Auf dem See tummeln sich unheimlich viele Wasservögel, aber keine Schwäne bzw. nur ein Paar. Angeblich soll es hier mehrere Hunderte gegeben haben, alles wäre weiß gewesen. Gut vorstellbar eigentlich. Eine jung Frau schiebt ihr Kind im Kinderwagen vor sich her, mit dem Fernglas beobachtet sie nebenbei die Vögel.

Ich folge dem See bis zu den Kaskaden. Zwischen dem vielen Wald versteckt sich hin & wieder eine offene Passage, wo man sich doch fragt, ist das hier wirklich München oder eher die Eifel oder der Harz? Auch wenn es die Landschaft nicht immer vermuten lässt, so ist das doch alles absichtliche Gestaltung der Baumeister. Spätestens auf dem Plan sieht man es. Die letzte Burg, die Pagodenburg, liegt am kleinen See - natürlich, er trägt den kreativen Namen Pagodenburger See. Die Sonne lässt den Park hier so schön grün erstrahlen. Ruhig ist hier, so friedlich.

So langsam tun mir die Füße weh. ich mache eine Pause & plane die nächsten Schritte. Bei mehreren älteren Bäumen steht eine Dame & schaut nach oben, Das Schild davor, irritierend: Trampelpfad! Bitte nicht betreten. Das stört mich wenig, ich gehe mal gucken. Und ja, gibt's das denn? Da sitzt ein Waldkauz & starrt mich an, wie ich ihn anstarre. Er beobachtet jede meiner Bewegungen. Kasimir war schon gut, aber das hier ist unschlagbar. Ich muss doch ernsthaft bis nach München fahren, um einen wilden Waldkauz zu sehen. Es mag sein, dass sie Menschen gewöhnt sind, aber sie sind nicht absichtlich angesiedelt worden.

Eine alte Dame beobachtet mich & kommt schließlich zu mir rüber. Ich zeige ihr den Kauz & als sie ihn schließlich entdeckt, ist ihre Freude unnormal groß. Sie erzählt mir einen Teil ihrer Geschichte, dass sie früher oft mit ihren Mann hier war (15 Jahre ist er jetzt schon tot) & die Natur & speziell die Käuze sehr zu schätzen wussten. Sie ist clever & hat Charme bzw. Humor, ich würde behaupten, eine gewitzte Münchnerin. Auch wenn sie mich unentwegt vollplappert, kann ich nicht aufhören, ihr zuzuhören & sie fasziniert anzusehen. Ihr Gesicht ist faltig, aber ihre Augen funkeln. Sie muss mal sehr hübsch gewesen sein. Und sportlich. Ich schätze sie auf mindestens Ende 70 - aber ich bin im Alter-alter-Menschen-Schätzen furchtbar schlecht. Vielleicht ist sie auch jünger, immerhin fährt sie auch noch Auto - aber das heißt ja nichts. Sie bedankt sich vielmals, dass ich ihr den Kauz gezeigt habe, sie werde jetzt öfters wiederkommen. Karma. Passen Sie auf sich & die Käuze auf, denke ich & verabschiede mich. Mir rennt mal wieder die Zeit davon, aber dann halte ich innerlich inne. Ist doch egal. Was zählt, sind Momente wie gerade. Etwas, was ich nicht so schnell vergesse & mein Leben ja irgendwie bereichert.

Extra - Der königliche Waldkauz

Als letztes schaue ich mir noch die Magdalenenklause an, ein auf Ruine gemachtes Gebäude, einer Kirche nicht unähnlich. Es soll eine Eremitage darstellen, eine Einsiedelei. Okay. Gut. Davor befindet sich ein kleiner Menschenauflauf, eine bunte Gruppe nahöstlicher Mitmenschen, einem Kind ist scheinbar etwas passiert, es hat eine Kopfwunde. Sagt zumindest der Museumsmitarbeiter. So so. Ich sehe zu, dass ich Land gewinne & wieder Richtung Schloss komme. Eine Postkarte (die erste übrigens), ein kleines Heft zum (irgendwann mal) Nachlesen, dann raus. Noch eben die Frontansicht bei schönerem Wetter aufnehmen, dann verabschiede ich mich von diesem schönen Flecken Erde. Mitten in München. Hole mir noch etwas zu essen (eine Brezen muss sein) & laufe zur Straßenbahn, passiere eine riesige Baustelle & finde schließlich die Haltestelle. In der Bahn komme ich tierisch ins Schwitzen & esse die Butterbrezen (ah, eine mit reichlich Butter beschmierte Brezel) & mein Quarktäschchen, was wirklich lecker ist. Um mich herum, alle möglichen Gestalten & ein ums andere mal denke ich mir, wie multi-kulti München ist. Hier sind nicht alle Ausländer automatisch Touristen, es ist wahnsinnig international. Nirgends ist mir das so extrem aufgefallen wie hier. Eine halbe Stunde später schmeißt mich die Bahn am Maxmonument raus, endlich. Die fahren hier wie Sau & ständig rappelt die Klingel, ich frage mich echt, wofür. Zum Spaß? Zur Begrüßung anderer Straßenbahnen? Zum Touris Erschrecken? Es bleibt ein Mysterium. Das Maxmonument ist übrigens ein Denkmal zu Ehren König Maximilian dem II. 

Es steht mitten auf einer Hauptverkehrsader, der Maximilianstraße, in einer Linie mit der Maximiliansbrücke & dem Maximilianeum, was den bayrischen Landtag beinhaltet. Eine Menge Max-Geschichte. Mich interessiert ja eher die Isar. Nach diesen (wieder mal) nervigen Ampelschaltungen - hier geht alles nur in Etappen - sehe ich sie endlich. Sie sieht anders aus als die bisherigen Stadt-Flüsse. Wie ein Bergbach. Klar & ein bisschen eisig, Ziemlich cool. In der Mitte die links die Schwindinsel (grün), rechts die Praterinsel (grau). Die Sonne steht inzwischen ungünstig. Auf das Maxi-neum habe ich keine Lust mehr, zudem ist (mal wieder) eine Baustelle davor. Ich biege ab in die, welch Überraschung, Maximiliansanlagen, grün & ruhig. Am Maximilianswerk, einem ehemaligen Kraftwerk, was ganz schön heruntergekommen ist, vorbei gehe ich Richtung Luitpoldbrücke - eigentlich auf der Suche nach einem heimeligen Rastplatz. Ganz den Münchnern nachahmend, die hier auf dem Rasen oder den Mauern sitzen, entspannen, genießen. Am Ende erreiche ich auch den Friedensengel, der mir irgendwie gut gefällt.

Ziemlich cool finde ich auch die Street Art in der Unterführung bei der Brücke. Das Obdachlosenlager ist akkurat aufgeräumt, es stört mich wenig. Und die vorbeifahrenden Radfahrer ebenso wenig, ich sie schon eher. Der ein oder andere sieht mich & dann die Kunst an den Wänden fragend an, als sähe er sie das ersten Mal. Und weil ich das so cool finde, widme ich der Kunst eine ganze Passage - meinen Respekt an die ganzen Künstler da draußen, die sowas zustande bringen.

Extra - Münchener Street Art

Ich raste kurz an der Isar, auf einem Brückenteil & denke mir, wie wunderschön & flach sie ist, als käme sie direkt aus den Alpen. Mag hier eigentlich gar nicht weg. Aber irgendwann muss auch ich weiter, zurück zur Maxi-Brücke. Die Münchner nehmen die Anweisungen ihrer Stadt nicht allzu ernst & sonnen sich, wo es geht. Kiffen kann man hier wohl auch. Ich folge dem Steg des Auer Mühlbachs, schön gemacht & erreiche den Kabelsteg, der mich wieder auf die andere Seite bringt. Vor ihm liegen Spielplätze & Tischtennisplatten, die alle bespielt werden. Gar nicht so schlecht übrigens & mal was anderes als das typische Schach. Hinter dem Kabelsteg & der Mariannenbrücke ragt ziemlich imposant St. Lukas heraus. Rechts das Alpine Museum, links ein Isarstrand & Wehr. Unten am Strand tummeln sich alle möglichen Leute. Am Wehr, ein Schild, Baden verboten. Ich sehe schon, in München gibt's mehr grau als Schwarz-Weiß. Eigentlich erstaunlich bei diesen doch als unnormal konservativ geltenden Bayern. Die Kulisse auf der anderen Isar-Seite sieht auch gut aus, aber jetzt rennt mir ehrlich die Zeit davon. Ich verschaffe mir noch einen Eindruck von St. Lukas, eine der wenigen evangelischen Kirchen. Sie ist schön, hell, offen, lässt Platz für so einige Gedanken, auch wenn meine Gedanken gerade ziemlich verstreut sind. Eine Kerze, ein Gästebucheintrag, weiter zum Zentrum.

Ich durchquere diverse Straßenschluchten, alles kommt mir reichlich eingeengt vor. Der Getränkemarkt ist ein Sinnbild dessen: Ein freundlicher Verkäufer, alles zugestellt & voll bis an die Decke, vielleicht ist das auch ein Stück München. Relativ schnell bin ich am Isartor & entscheide mich gegen Ampelschaltungen & für Unterführungen - ich wundere mich selbst, dass es mich wundert, dass die S/U-Bahn-Station Geschäfte beherbergt. Das ist ja jetzt nichts ungewöhnliches, hier irritiert es mich. Ich erstehe auf dem Weg zum Viktualienmarkt noch etwas New-Art von München & schaue mir anschließend die Heiligen-Geist-Kirche an Ja, die ist wirklich sehenswert. Ob's Barock ist, kann ich nicht beurteilen, aber was ich weiß, ist, dass diese Deckengemälde einfach beeindruckend sind. Raus, weiter, die Uhr tickt. Noch kurz den Drachen am Wurmeck des Rathauses inspizieren (Tatsache, der ist mir gestern nicht aufgefallen) & eine Kunstpostkarte erstehen. Dann schnell in den Dom gezwängt, aber der ist so schlicht, dass ich regelrecht enttäuscht bin & er mir noch nicht einmal ein Foto wert ist. Den Karlsplatz nehme ich auch noch auf - sorry, liebes München, aber das erinnert mich so extrem an die Fressmeile Oberhausens oder ähnlichen Centros. Im Kaufhof versuche ich Postkarten zu erstehen, ein Drama, weil die meine Karte nicht kennen. Immerhin kennen sie Payback Pay. Die Einkaufswelt am Stachus ist unterirdisch riesig. Gut, dass ich ein Orientierungsmeister bin. Ganze dreißig Minuten habe ich noch. Currywurst-Pommes geht immer. Weiß oder rot, fragt mich der wenig motivierte Mitarbeiter. Wat? Weiße oder rote Wurst, ach ja, natürlich. Keine Joppiesauce (tragisch!), aber es schmeckt. Wirklich. Selbst auf dem Blumenbeet der Schützenstraße, die Vorstufe der Einkaufsstraße, der Bahnhof nur einen Steinwurf entfernt. Ich glaube, ich sehe abgehetzt aus. So fühle ich mich auch. Unterirdisch zum Bahnhof, es riecht hier nach wie vor seltsam. Gleicher Eingang wie gestern Ausgang, mein ICE steht schon da. Ein letzter Besuch um Presseshop (unwürdig klein!), ab zum Zug. So spät war ich wohl das letzte Mal in FFM am Bahnhof bzw. Zug. Rein in den Sprinter (mein erstes Mal). Ich frage mich, ob meine Mitreisenden sich fragen, was ich so fleißig in mein Buch kritzle.

Der Sprinter braucht eine Stunde bis nach Nürnberg, um kurz vor 22 Uhr ist er in Berlin. Da bin ich noch zweieinhalb Stunden von zuhause entfernt. Er knackt die 300km/h & ich freue mich wie ein kleines Kind. In Nürnberg wage ich einen kurzen Blick nach draußen, ja, Nürnberg ist nach wie vor eine Reiseoption. Weiter geht's in meinem ICE 22 nach Hause, ein langer Weg. In FFM vertrete ich mir die Beine am Bahnsteig. Kurios, obwohl man die genaue Abfahrtszeit des Zuges kennt & er auch niemals vorher fahren würde, ist man nervös, dass der Zug einfach ohne einen weiterfährt. Wie kann man denn nachts von Koblenz nach Düsseldorf einen Sitzplatz reservieren? Und wieso hat der Zug eine Verspätung von 20 Minuten - nachts! Um kurz vor eins komme ich schließlich an. Schnell zum Auto. Noch schneller nach Hause.

Zwei anstrengende, aber beeindruckende Tage. Reichlich zum Verarbeiten. Ganz nett bei euch Bayern.

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