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Die Tulpenfelder im holländischen Flevoland

Blu & die ersten Tulpenfelder
Blu & die weiten Tulpenfelder
Fietje in seiner natürlichen Umgebung
Blu & das Ijsselmeer
Blu & das Ijsselmeer bei Urk

Mitte April, es ist Hochsaison Im Land der Tulpen & meine letzte Chance, vor dem Urlaub, dieses besondere Ereignis mitzunehmen. Statt in die Umgebung von Leiden & Katwijk zu fahren, entscheide ich mich für das weniger bekannte Noordoostpolder in Flevoland. Hier soll es die größten Felder geben, Masse vor Tradition. Am besten erkundet man die Gegend mit dem Rad, entlang der Tulpenroute. Also mache ich mich zusammen mit dem kleinem City-Rad im Kofferraum mit XX auf den Weg.

Das Autofahren ist in Holland so wahnsinnig entspannt, bei einem grundsätzlichen Tempolimit von 130km/h gibt es keine Raser & mein Spritverbrauch ist rekordverdächtig. Nach guten zwei Stunden Fahrt erspähe ich die ersten bunten Felder in der Ferne, es gibt so also tatsächlich. Ich parke auf einem Park & Ride Parkplatz bei Emmeloord, ausladen, einpacken, starten. Hercules (im späteren Tagesverlauf erlangt das Rad seinen neuen Namen) fährt, ich habe wenig Bedenken. Es ist (noch) frisch hier, daher entscheide ich mich für die falsche Kleidungsmitnahme, statt bequemeren Shorts & Sonnencreme packe ich Jacke & T-Shirt ein. Nun gut.

Es geht schnurgerade aus, woran sich oft nichts ändern wird. Auf einer Wiese blühen ein paar verirrte Tulpen, die Schafe am Deich des erhöhten Golfplatzes haben jede Menge Osterlämmer & Casteleijnplas & Wellerwaard sehen aus wie eine blau-grüne Oase inmitten der weiten Felder. Und dann kommen auch schon meine ersten Tulpen(felder), es sind vielleicht nicht die schönsten Felder des Tages, aber es ist das erste Mal & dieser Zauber ist unverwechselbar. Es sieht irgendwie faszinierend unwirklich aus - so wahnsinnige Farben, dieser Geruch, diese Massen. Ich bin geflasht & so bleibt es auch bei jedem anderen folgenden Feld.

Ich fahre weiter durchs Land, die Route ist rund 55km lang. Hier & da zeigen sich versprengte Tulpenfelder, manche sind schon fast durch & nur noch grün. Die Höfe & Häuser sind so wunderschön & eigentlich alle sind geschmackvoll eingerichtet, haben kleine oder größere Gärten, hier würde ich irgendwie auch gerne wohnen. Es ist so friedlich, hier entlang zu radeln.

Die Tulpen ziehen natürlich Touristen an, viele nutzen das Auto & halten hin & wieder am Straßenrand, um diese bunte Pracht zu bestaunen. Es sind nur wenige Radfahrer unterwegs, was mich doch etwas überrascht. Auch ist nicht annähernd so viel los, wie ich es mir vorgestellt hatte. Was natürlich von Vorteil ist, so kann man sich schon mal viel Zeit lassen, um den Farben der Blüten gerecht zu werden & sie so gut wie möglich einzufangen, bevor es ein Ende für sie hat. Gut zwei Wochen dürfen sie noch strahlen, bevor ihnen das blüht, wie es so manchem Feld schon ergangen ist - die Blüten werden einfach abgesäbelt & zurück bleiben ihre grünen Blätter & die wertvollen Zwiebeln. Nun gut.

Nicht nur die Tulpenfelder sind stark beeindruckend, auch die Natur ist hier einen Besuch wert, ich muss definitiv wiederkommen, nicht nur der Tulpen wegen. Ich überquere die A6, die mich bis nach Emmeloord gebracht hat & bin immer wieder über das viele Grün & den wilden Raps an & zwischen den Straßen fasziniert. Die direkt angrenzende Stadt Bant ist klein & bietet im Ortskern einen ebenso kleinen Supermarkt, der mir ein Eis & etwas zu Trinken beschert. Leider habe ich dem Örtchen nicht allzu viel Aufmerksamkeit gewidmet & mich schnell wieder auf den Weg gemacht, denn wie immer bin ich nicht gerade flott unterwegs. Was bei den ganzen farbenfrohen Feldern auch kein Wunder ist. Es gibt so unendlich viele Motive, das ist doch Wahnsinn, ich komme darauf gar nicht klar. Und ganz abgesehen davon ist es ein so entspannter Tag, herrlich, das muss ich öfters machen. Auch wenn der aufkommende Wind mich ordentlich ackern lässt.

Ich erreiche den nördlichen Teil von Noordoostpolder, jetzt geht's am Rande des Ijsselmeers zurück. Der Wind wird immer stärker, ich denke manchmal, dass ich gleich vom Rad kippe. Hier stehen viele Windräder, dazwischen Kiebitze, Austernfischer & mehr. Ich komme nicht drum rum & mache einen Abstecher zum Ijsselmeer, um dort auch eine Mittagspause einzulegen. Allerdings verderben der Wind, der fiese Schweinegeruch vom angrenzenden Bauernhof & diese lästigen, ekligen Fliegen die Laune, hier länger als nötig zu rasten. Ich fahre weiter, der Wind wirbelt viel Sand auf, das ist alles andere als angenehm. Als die Straße zum Tulpen-Bestimmungsfeld landeinwärts abbiegt, mache ich innerlich drei Kreuze. Ich parke meinen Drahtesel & sehe mir das Ganze aus der Nähe an. 2000 Sorten werden hier präsentiert, was ich gar nicht glauben kann - so viele Tulpensorten. Natürlich kann ich nicht widerstehen & nehme ein kleines Souvenir mit - ein Tulpenkorb aus Holz. Der immer noch im Regal steht & an die schöne Zeit erinnert.

Ein entgegenkommender Radfahrer merkt an, bei dem Wind bedarf es viel Frauenpower zum Radfahren. Nun gut. Im Informationszentrum erstehe ich ein Stück Kunst, eine gemalte Tulpe natürlich. Der Hof ist schön angelegt, mit Café & Rentner-Busgruppen. Es geht weiter durchs Land, schnurgerade Straßen entlang, vorbei an nicht abreißen wollenden Tulpenfeldern, die manchmal bis zum Horizont & weiter reichen. Ich kann mich daran nicht satt sehen. Manche Farben wirken so unwirklich, es fällt schwer zu glauben, wenn man es nicht selbst gesehen hat. Ich hätte es mir selbst nicht annähernd so faszinierend & bezaubernd vorgestellt.

Irgendwo hier erhält das Rad seinen neuen Namen, als ich einen kleinen Hof besuche, deren Besitzer sich privat dem Tulpenfestival angeschlossen haben & eigene Kunst verkaufen. Ich bin neugierig & sehe es mir an, obwohl ich nicht vorhabe, etwas zu kaufen. Was ich aber dennoch tue, einen kleinen gehäkelten Pinguin. Der seit diesem Tag in Exy mitfährt. Die Frau fragt mich auf holländisch, ob ich mit dem Fahrrad da bin, met fiets. Über das "fiets" muss ich nachdenken & so taufe ich das Rad kurzerhand in Fietje um. Und der macht seine Sache insgesamt sehr gut. Die Straße nach Emmeloord lässt mich fast verzweifeln, hört sie denn nie auf? Die Häuser hier sind traumhaft, inzwischen werde ich fast neidisch. Hier lebt alles von der Landwirtschaft & jeder hat ein Schild, in welche Fahrtrichtung LKWs auf den Hof fahren dürfen. Ich mache noch einen Abstecher nach Emmeloord, aber die Geschäfte haben bereits zu bzw. stehen kurz vor Ladenschluss. 17:30 bzw. 18 Uhr, das ist konsequent, wow. Das bedeutet, leider keine Postkarte, dafür eine mega gute Pommes für mich.

Nach dem Essen mache ich mich auf den Rückweg zu XX. Fietje ist genug durch die Gegend gefahren, über 60km hat er abgerissen, XX am Ende 499km. An einem Tag. Das Rad ist wieder im Auto verstaut & ich fahre noch Richtung Espel, mir noch das Feld mit den 1800 Sorten ansehen. Ich habe sie zwar nicht nachgezählt, aber es waren aber verdammt viele. Die Sonne bricht sich wunderschön an den aufziehenden Wolken & das Licht ist fantastisch, genauso wie diese unendlich vielen Tulpen in allen erdenklichen Farbkombinationen. Danke an die Tippgeberin, der kleine Abstecher lohnt sich wirklich. Ich liebe Tulpen. Wer bitte kann denn keine Tulpen mögen?

Ich könnte hier jede Tulpe einzeln aufnehmen, aber leider macht mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung, die ersten Regentropfen fallen vom Himmel. Und ganz abgesehen davon ist es schon reichlich spät. Allerdings kann ich natürlich nicht direkt nach Hause fahren, sondern halte noch in Urk an. Was eine hübsche Stadt! Da muss ich definitiv noch einmal hin, denn es reicht nur für ein paar Ijsselmeer-Sonnenuntergangs-Fotos, bevor das drohende Gewitter & der damit einhergehende Regen aufzieht. Beides begleitet mich die gesamte Heimfahrt. Endlich Regen. Für Frühjahr ist es einfach zu trocken. Ich brauche lange bis nach Hause, muss zwischenzeitlich auch noch einen Stopp zum Dösen einlegen. Es ist nach halb zwölf & morgen früh muss ich wieder auf der Arbeit sein. Das ist es jedoch wert, es war ein langer, langer, aber unendlich herrlicher Tag. Er wird mir auf immer in Erinnerung bleiben.

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